Das Problem mit dem Ego
Ich habe erst mit Anfang 30 begonnen zu verstehen, wer ich wirklich bin: was mir tiefe Freude bereitet, welche Werte mir wichtig sind, welche Ziele ich für erstrebenswert halte, was meine tiefsten Bedürfnisse sind und dass mein Selbstwert nicht verhandelbar ist.
Ich vermute, dass es vielen Menschen so geht und ich frage mich: Wie kann es sein, dass so viele von uns verlernt haben, für sich einzutreten und unser Menschenrecht auf eigene Bedürfnisse, Sichtweisen, Vorlieben und Eigenarten wahrzunehmen – also das zu tun, was uns erfüllt und glücklich sein lässt?
Als wir zur Welt kamen, wussten wir nichts. Wir waren ein leere Gefäße: wissbegierig, voller Neugier, Forschungsdrang und Entdeckerwille. Wir kannten keine Angst, wir fühlten sehr intuitiv und es war uns egal, was andere über uns dachten. Wir waren einfach da, haben gespielt, uns gefreut und im Moment gelebt. Wir hatten das Gefühl, dass wir gut so sind, wie wir sind – bis wir gelernt haben, was richtig und falsch ist.
Vielleicht hatten wir als Kinder und Jugendliche bereits das Gefühl, dass die Sätze unserer Eltern, Großeltern, Geschwister und anderer Peers nicht stimmten, und vielleicht taten sie uns sogar weh. Aber da wir abhängig von ihnen waren, übernahmen wir sie. Wir lernten, in Systemen zu funktionieren, unabhängig davon, was wir darüber dachten und wie wir uns fühlten, bis wir verlernt hatten, uns selbst wahrzunehmen.
Das, was wir heute als „Ich“ erfahren und fühlen, besteht aus der Summe der Dinge, die wir erlebt, gelernt und in einer bestimmten Weise verarbeitet haben. Sie definieren unseren Glauben, unsere Meinungen und unsere Sicht auf uns selbst und damit unseren Wert als Mensch. Ich glaube, erst wenn wir uns trauen und uns erlauben, diesen Erfahrungsschatz offen zu hinterfragen, beginnen wir, uns selbst kennen und lieben zu lernen.
Deshalb möchte ich dich einladen, deine Gedanken aufmerksam zu beobachten und jedes Mal, wenn du dort etwas wahrnimmst, was nicht mild auf dich oder andere Menschen schaut, zu hinterfragen, wo diese Stimme herkommt.
Und ich lade dich dazu ein, dir die Freiheit zu nehmen und zu entscheiden, ob du diesen Stimmen glauben willst oder nicht.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich mich traue, für meine Bedürfnisse, Wünsche und meine Werte einzutreten, etwas in mir heilt. Danach fühle ich mich, als ob ich ein Stück dessen, was mir in der Vergangenheit an Authentizität genommen wurde, zurückkehren durfte.
Ich wünsche dir alles Gute!
Liebe Grüße,
Thomas